Eine persönliche Einschätzung in 3 Teilen
Die Digitalisierung in der Bildung war ein zentrales Thema auf der Learntec 2024, der Leitmesse für digitale Bildung in Europa, die in Karlsruhe stattfand.
Seit über 4 Jahren unterstützen wir, die Unternehmen Cisco, update und kommune.digital, mit der Initiative #wirmachendigitalisierungeinfach die Bemühungen von Schulträgern und Schulen, ihre Digitale Transformation erfolgreich zu gestalten.
Zeit für ein Zwischenfazit auf dieser nicht endenden Reise!
Die Bundesregierung hat durch Initiativen wie den DigitalPakt Schule zwar Mittel bereitgestellt, um die digitale Infrastruktur in Schulen zu verbessern. Die Experten aus Verbänden, Schulen und Technologieunternehmen, die ich auf der Learntec gesprochen habe, betonen unisono, dass die Digitalisierung voranschreitet in Bezug auf Ausstattung und das Verständnis für Digitalität.
Laut einer forsa Umfrage von Herbst 2023 sagen dreiviertel der Schulleitungen, die einen Antrag zur Förderung ihrer Schule mit Mitteln aus dem DigitalPakt gestellt haben, dass die erhaltenen Mittel für die digitale Infrastruktur und Ausstattungssituation noch nicht ausreichend seien.
Viele Bildungseinrichtungen hinken in Bezug auf Breitbandanschlüsse und moderne Endgeräte hinterher. Laut forsa Studie haben inzwischen 90 Prozent der Schulen zumindest für einen Teil der Schülerinnen und Schüler Klassensätze an Laptops, Tablet-PCs oder Smartphones zur Verfügung. Ein deutlicher Fortschritt im Vergleich zum Coronajahr 2020, als es nur 35 Prozent der Schulen waren. Von einer vollständigen Ausstattung mit Endgeräten kann aber auch in diesem Fall noch keine Rede sein.
So betont Gerhard Brandt, Chef des Verbands Bildung und Erziehung (VBE) auf Spiegel Online: „Die Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit ist eklatant.“ Während wissenschaftliche Empfehlungen darauf zielten, ab der weiterführenden Schule den Umgang mit künstlicher Intelligenz zu trainieren, stehe jede zehnte Schulleitung ohne Geräte da, so Brandt auf Spiegel Online.
Es gibt also trotz einiger Fortschritte noch viel zu tun im ehemaligen Land der Dichter und Denker!
Böse Zungen könnten behaupten: Mit der einzigen Ressource, Bildung, die Deutschland selbst entwickeln und ernten kann, gehen Politik und Gesellschaft recht fahrlässig um. Ein höherer Grad an Professionalität, strategischer Fokus auf dieses wichtige Thema und eine nachhaltige Ausstattung mit Finanzmitteln sind geboten.
Schauen wir in einzelne Teilbereiche hinein, ergeben sich für mich folgende Feststellungen und Ansätze:
Technologische Infrastruktur: Schmalband vs. Breitband und Fritzbox vs. Profinetzwerk
Eines der Fokusthemen im ersten DigitalPakt Schule war die technologische Infrastruktur. Auch wenn noch längst nicht alle Schulen über die notwendigen Breitband-Glasfaserleitungen verfügen, sind viele von ihnen mittlerweile ganz gut ans Netz angebunden.
Ganz gut reicht aber nicht: Stellen wir uns vor, dass in Zukunft, wie zum Beispiel in Bayern zeitnah geplant, nicht nur vereinzelte Schulklassen im Informatikunterricht ein Notebook nutzen, sondern ALLE Schülerinnen und Schüler von morgens bis nachmittags mit ihren Endgeräten ans Netz wollen.
Die Datenströme für Up- und Downloads werden in noch nicht da gewesenem Maße zunehmen. Die wenigsten Anschlüsse und Netzwerke an den Schulen dürften heute auf diese Herausforderung ausgelegt sein.
Also benötigen wir dringend weitere Investitionen in die Internetanschlüsse der Schulen und professionelle Netzwerktechnologien, die ein Management von vielen hunderten oder sogar tausenden Geräten an jedem Tag ermöglichen, ohne dass die verantwortlichen Administratoren für die Schul-IT überlastet werden.
Was ich gut finde: Die Basis ist gelegt.
Was mir noch fehlt: Bezahlbare Glasfaser-Anschlüsse als Basis für moderne Bildung an allen Schulen. Außerdem das Bewusstsein für die Notwendigkeit, die Netzwerk-Technologie aufzurüsten, wenn wirklich alle Schülerinnen und Schüler mit vielen Daten arbeiten.
Ausstattung mit Technologie und Endgeräten
Wagen wir einen nächsten Schritt, vom Schulgebäude und der Infrastruktur hin zum Klassenzimmer: Ja, die Anzahl der digitalen Tafeln hat zugenommen. Auch die Anzahl der mobilen Endgeräte, an denen die Schülerinnen, Schüler und Lehrkräfte arbeiten können sollten, ist durch den DigitalPakt gestiegen.
Wie häufig habe ich aber in den letzten Jahren die Geschichten gehört von den nicht funktionierenden Tafeln (teilweise, weil die Internetverbindung nicht ausreicht, siehe oben), die zum Glück (sagt die genervte Lehrkraft) noch beschreibbare Seitenflügel hat.
Oder Geschichten von iPads, die noch eingepackt und auf Paletten liegend im Schulkeller lagern, weil niemand in der Lage oder willens war, diese einzurichten und den Schülerinnen und Schülern zur Verfügung zu stellen – geschweige denn, dass die Lehrkräfte eine Schulung im Umgang mit den tollen Möglichkeiten der digitalen Tafeln und/oder der Endgeräte für die Unterrichtsgestaltung erhalten hätten.
Insofern bedeuteten kopflose Investitionen in digitale Technologien häufig auch Demotivation der Lehrkräfte, wenn Geräte, Anschlüsse, das Internet oder Schnittstellen nicht funktionierten oder sie sie nicht bedienen können.
Was ich gut finde: Nach meiner Wahrnehmung wird bei immer weniger Schulträgern, Schulen und Lehrkräften diskutiert, ob es notwendig ist, weiter in digitale Ausstattung zu investieren.
Was mir noch fehlt: Professionalisierung im Umgang mit der Beschaffung, Implementierung und Schulungen im Bereich Hardware und Software.
Nun stellt sich natürlich auch die Frage, wie gut die Lehrkräfte darauf vorbereitet sind, diese Technologien effektiv zu nutzen. Damit kommen wir zur Kompetenzentwicklung der Lehrkräfte, auf die ich gerne im nächsten Beitrag näher eingehen möchte.
Bei Fragen kontaktieren Sie uns über LinkedIn oder direkt unter bildung@wirmachendigitalisierungeinfach.de